Kinderlogik

Letztens erst habe ich einen Artikel von einem Onlinemagazin gelesen, in dem sich darüber amüsiert wurde, wie dumm Kinderlogik sei.

Ich fand das unfair. Denn Kinderlogik ist nicht dumm. Und unlogisch schon gar nicht. Aus Kindersicht ergibt das immer alles Sinn! Aber aus Erwachsenensicht ist das natürlich was Anderes. Wir Erwachsenen verstehen oftmals die Beweggründe unserer Kinder nicht. Aber deshalb ist ihre Logik ja nicht dumm. Wir sind dumm, weil wir sie nicht nachvollziehen können!

Da war so ein Beispiel:

Ein Dreijähriger warf einen blauen Trinkbecher quer durch die Küche, weil er einen grünen wollte. Die Eltern attestierten ihrem Sohn kurzerhand Wahnsinn und Dickschädeltum. Von wegen Willen durchsetzen und so.

Wieso? Der Dreijährige hat wochenlang aus dem grünen Becher getrunken. Er verbindet mit dem grünen Becher Struktur. Struktur ist gleichbedeutend mit Sicherheit. Sicherheit bedeutet Geborgenheit. Geborgenheit bedeutet, sich wohl zu fühlen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, der blaue Becher war also = Unsicherheit. Fühlte sich nicht gut an.

Wir kennen das doch von uns. Jetzt mal ehrlich! Ihr nehmt doch auch immer dieselben Kaffeebecher, jeden Morgen. Ihr habt doch auch einen Lieblings-Teelöffel. Den mit dem Ornament, den Oma schon hatte. Oder den, dessen Ende ihr schon mal zum Festdrehen der Schraube vom Küchentisch benutzt habt. Ihr habt auch Lieblingssocken, die ihr favorisiert anzieht, wenn sie nicht gerade in der Wäsche sind.

Warum ist das so?
Beantwortet euch die Frage mal selbst. Bei Antwort lautet: Ich fühle mich damit besonders wohl. Fühlt sich gut an. So simpel ist das.

Und wenn das Kind sich mit dem grünen Becher wohler fühlt, als mit dem blauen, stelle ich euch die Frage: Was ist falsch daran? Wo ist das Problem? Bricht euch was ab, wenn ihr dem Kind den grünen Becher in die Hand drückt?

Das Problem ist, dass der Dreijährige nicht sagen kann "Yo, Mom! Ich mag den grünen Becher lieber. Das ist mein Lieblingsbecher. Den nehme ich doch immer!"

Nein, der Dreijährige kann das gar nicht artikulieren, weil er sich selbst nicht versteht. Er kann geistig nicht erfassen, warum dieser verdammte grüne Becher geiler ist, als der blaue. Er weiß nur, mit dem grünen fühlt er sich gut und mit dem blauen nicht. Und seine Eltern wollen das ums Verrecken nicht verstehen. Was macht der Dreijährige also? Ein Gefühlssturm überwältigt ihn und er schmeißt den doofen blauen Becher durch die Küche.

Das ist aber weder dumm, noch unlogisch. Es ist einfach nur unbequem, wenn wir Eltern den Becherinhalt aufwischen müssen. Und nett ist es auch nicht, wenn man den Scheißbecher an den Kopp kriegt.

Aber darüber kann man mit dem Spatz ja reden, wenn er sich wieder abgekühlt hat. zwink

Apropos: Cool bleiben!
Hinter allem, was die kleinen Kacke-Monster tun, liegt ein nachvollziehbarer Grund. Auch dann, wenn wir es nicht sehen. zwink