Meine Art, Streit mit meinem Kind (5) zu vermeiden:

Konfliktsituation. Analyse.

Liebe ich mein Kind?

Ja.

Führt es zu einer Lösung, wenn ich es jetzt anschreie?

Nein.

Fühle ich mich besser, wenn ich es jetzt anschreie?

Ja, weil der Frust abgebaut wird.

Ist ein Kind dafür da, damit Erwachsene ihren Frust an ihnen abreagieren und sich dadurch besser fühlen können?

Nein.

Warum will das Kind, was es will? Frage nach den Beweggründen und frage dich dann, wie es dir in derselben Situation gehen würde.

Ich begebe mich mit dem Kind auf Augenhöhe (in meinem Fall hinknien), schaue es an und kommuniziere klar, aber ruhig, dass ich mich nicht streiten will, wir aber dringend eine Lösung finden müssen. Und frage, was die Beweggründe des Kindes sind. Danach erkläre ich meine eigenen.

 

Einer von beiden bietet Lösung an.

Wir verhandeln, bis es für uns beide passt und keiner ernsthaft zurückstecken muss (Konsens/Kompromiss).

 

Harmonie wieder hergestellt. Bedürfnisse beider Seiten befriedigt; Wünsche berücksichtigt. Kind erlernt Kompromissbereitschaft.


Um anhand eines Fallbeispiels zu erklären, wie das bei uns abläuft:

 

Kind: „Ich will aber jetzt nicht mein Zimmer aufräumen, sondern Fernsehen!“

Ich: „Zuerst Zimmer aufräumen, dann Fernsehen!“

Kind: „ICH WILL ERST FERNSEHEN!“

 

Stille. Schweigen. Böse Blicke pendeln hin und her. In mir kocht Wut hoch, ich atme tief durch. In schwerwiegenden Fällen, wo ich wirklich extrem sauer bin, zähle ich gedanklich von zehn rückwärts.

 

Ich (knie mich vorm Kind hin, um auf Augenhöhe zu sein, wähle bewusst einen sanften Tonfall): „Warum möchtest du dein Zimmer denn nicht aufräumen? Ich will mich nicht mit dir streiten. Erkläre es mir, bitte!“

Kind: „Ich bin müde und habe keine Lust dazu. Und aufräumen ist langweilig!“

Ich: „Okay, das verstehe ich. Was hältst du davon, wenn ich dir beim Aufräumen helfe? Dann geht’s doppelt so schnell. Danach kannst du Fernsehen.“

Kind: „Kannst du nicht aufräumen und ich geh schon fernsehen?“

Ich: „Ich denke nicht. Sieh mal, es ist ja dein Zimmer und du hast es selbst unordentlich gemacht. Du trägst dafür die Verantwortung. Aber ich kann verstehen, dass du müde und erschöpft bist und deshalb lieber fernsehen möchtest. Das kann ich sogar total gut verstehen! Mir geht’s auch oft so. Trotzdem gibt es Dinge, die muss man einfach erledigen – auch, wenn man keine Lust dazu hat. Das Zimmer muss einigermaßen aufgeräumt sein, damit man nicht über die Spielsachen stolpert. Sonst kann man sich verletzen. Und die Spielsachen gehen kaputt. Ich helf dir ein bisschen beim Aufräumen, okay?“

 

Kind willigt ein.

Im Endeffekt reicht es aus, im Zimmer anwesend zu sein; ich muss gar nicht mit aufräumen. Sich mit ihm nett zu unterhalten, während es aufräumt, reicht dem Kind in der Regel schon.

 

Am Ende dauert die Gesamtsituation vom Konfliktbeginn bis zum aufgeräumten Zimmer keine 10 Minuten und wäre einen Streit definitiv nicht wert gewesen.

 

Aber: Jede Familie ist anders. Jede Familie funktioniert anders. Wir alle sind Individuen. Was bei uns klappt, muss bei euch nicht zwingend ebenso gut funktionieren. Allerdings findet man dies auch nur heraus, wenn man es versucht. Daher: Einen Versuch ist es wert!